Teil 1:
Es war schon eine geile Woche, aber mal von Anfang an:
Geplant hatten wir zu dritt (Aynchel, Manu und ich) anzutreten. Aber dann musste Manu leider absagen, so als frischer Papa hätte mich meine Lieblingsfrau auch nicht fahren lassen.
Also hat Aynchel einen weiteren Fahrer, Hagen, über die Offroadforen gefunden. Und der Junge ist schnell unterwegs, zumindest bis Montag....
Aufbruch war Freitag früh bei mir in Rösrath, dann hoch Richtung Kassel Hagen und seine reichlich bemessene Ausrüstung einladen und ab nach Dresden.
Dort trafen wir dann viele bekannte Gesichter aus früheren Breslau Tagen.
Unter anderem das Dirtbike-Team mit Bernd, Tim und Jochen, Olli aus HB, Martin und Matthias aus Solingen, dat Silke aus F, Jens aus HH und Carsten aus PE, und natürlich die entsprechenden Begleiter: JanB, DH Paule, Baloo, Pitschie und Matthias, Jens und Carsten haben jeweils Frau und Kinder mitgebracht.
Und Henning war mit Frau und Kind eigens zum Start nach Dresden angereist. Ihm hat schon das Herz geblutet, als es Sonntag wieder heimging.
Kompliment an Cora und Anna, die sich das die ganze Woche angetan haben.
Start zum Prolog war Samstag im Messelände in Dresden. Der neue Reiseleiter hatte sehr gute Connections zu einer Baumaschinen Firma; die haben das Gelände ganz gut umgegraben. Durch das schwierige Gelände staute sich der Verkehr im Prolog und der vorgegebene Zeitrahmen wurde "leicht" überzogen.
Im Anschluß gab es dann auch noch die erste WP in Dresden und zum Abschluß abends noch einmal durch die zwischenzeitlich komplett umgegrabene Prolog Strecke.
Sonntag früh wurde sehr zeitig die der 2.Teil der ersten WP gestartet; hier bewährte sich das rollende Ersatzteillager der Fa.Schneider schon einmal. Ein durchstoßener Kühler von Jochen's Beta konte problemlos getauscht werden. Danach dann der Showstart auf der Promenadenbrücke in Dresden durch Tom Gerhard. Olli fragte ihn noch ob er ein Autogramm wolle, aber der Gerhard hat das komplett falsch verstanden und wollte selber eins schreiben.....
So sind sie nun mal, unsere Pseudo Promis, immer glauben sie, sie wären der Nabel der Welt.
Danach die Verlegung zur 2.WP nach Hohenmösel südlich von Leipsch. Dort wurde dann im Braunkohle Tagebau die Rallye praktisch entschieden - wer hier Strafzeiten durch verpasste CPs gesammelt hatte fiel in der Gesamtwertung hoffnungslos nach hinten.
So auch meine Hoffnung am Fahrerhimmel...............
Nach der WP ging es am gleichen Abend noch Richtung Polen. Südlich von Fürstenwalde in Bad Saarow haben wir dann (im Hotel) übernachtet. Es war das letzte gemütliche Bett für diese Woche. Montag früh dann zum Start südöstlich von Stettin, nach Bren.
Geradeausfahren macht nun mal gar keinen Spaß - also hat sich Aynchel was ausgedacht:
Einfach mal die dringend benötigte Orthese daheim im Heizungskeller liegen lassen - Samstag früh verzweifelt durch halb Meddersheim telefonieren und dann eine arme, ältere Frau beauftragen diese Orthese postlagernd zur Bahnhofspost nach Frankfurt/Oder zu senden. Und die Post in Bad Sob.... macht das auch noch, obwohl es in Fra/Oder gar keine Bahnhofspost gibt..... Aber es gibt eine Hauptpost, was aber nicht bedeutet, dass die Schalterdame unbedingt Ahnung von ihrem Job haben muss. Lange Rede - kurzer Sinn: Nach gefühlten 30 Minuten kam ein ganz dicker Hals mit Beinen und Aynchels Kopf aus der Post und war "not amused at all". Dann sind wir eben ohne Orthese weitergefahren - der Bus war sowieso überladen.
In Bren wurden die Jungs auf die Strecke geschickt und ich konnte meinem Hobby fröhnen - der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist immer die schönste Strecke.......
Bei der Ankunft im Camp Recz ging dann mein Handy - unser zweiter Fahrer Hagen hat sich den Haxen gebrochen. Scheiss Spiel, erste medizinische Versorgung im Busch, Transport zum Camp, zur Untersuchung ins Krankenhaus nach Prenzlau, mitten in der Nacht zurück ins Camp auf Krücken.
Als er aus dem Camp abfuhr war es ein schöner, trockener Tag, fester Boden, gut zu handeln. Aber dann ging der Himmel auf.........
Meine Hoffnung am Fahrerhimmel wusste es schon vorher, Gott weiss woher..........
Hagen versuchte dann von Montag abend an einen Rücktransport über den ADAC zu organisieren - Dienstag mittag hatte er die Faxen dicke (dazu den Haxen aua) und hat einen Kumpel aus der Heimat auf die Reise geschickt. Ich habe ihn und große Teile seiner Ausrüstung Richtung Berlin gefahren, wo ihn dann sein Kumpel übernommen und heimgebracht hat. Hagen liegt z.Zt. im Krankenhaus in Ziegenhain und wartet auf seine OP - erforderliche Ersatzteile aus Edelstahl sind in Zulieferung.......
Danach blieb mir nur noch ein Fahrer, was mir das Leben aber nicht so wirklich erleichterte. Arbeit ist Arbeit...
Teil 2:
Was bisher geschah:
- Vorstellung der Protagonisten
- erste Etappen in Deutschland
- Übersiedlung nach Polen (mit dem eigenen Fahrzeug!)
- Hagens Crash und anschließender Transport in die Heimat
Durch Hagens überstürzte Abreise kam Jan in den Genuß dessen KTM einige Male bewegen zu dürfen; und bei jedem Mal wurden die Mundwinkel weiter nach oben gezogen. Wenn er bis zum Schluß dagewesen wäre, hätte er Hagen wohl ein Angebot gemacht - das Teil hat ihm Spass gemacht.
Tja, meine Hoffnung am Fahrerhimmel kann sich nocht nicht einmal 10 Luftfilter und 10 Raincover leisten. Also musste ich ran und LuFis ölen. Wie ich mich die letzten zwei Jahre danach gesehnt habe, dass ich überhaupt ohne LuFi ölen überleben konnte.....
Aber irgendwann war auch der letzte Tropfen Öl einmassiert und diese Arbeit getan.
Die 5. Etappe am Mittwoch verlief reichlich unspektakulär, einmal abgesehen davon, dass Aynchel einen Bekannten mit komplettem Unterschenkel Bruch im Busch fand und Erste Hilfe leistete - Fred: dein Stichwort - sag an wann....
Donnerstag früh, kurz nach der Dämmerung, ging es um 07:00 Uhr los in die allseits beliebte Marathon-Etappe nach Zagan. Insgesamt waren 5 WPs plus der dazugehörigen Verbindungsetappen mit ca. 470 Km (ohne Verfahren) abzuspulen.
Als guter Servicefahrer wusste ich ja, dass meine H.a.Fahrerhimmel einen Zwischenservice gebrauchen könnte - also haben wir einen Treffpunkt ausgemacht und dort habe ich dann brav in der Sonne gewartet. Als die Sonne dann einem Wolkenbruch weichen musste, traf auch Aynchel ein.
Wer das nicht gesehen hat, kann es nicht glauben - der so schön aufgeräumte Bus, innerhalb von knapp 5 Minuten, wie vom Tornado getroffen - und das bei völliger Windstille. Danach ging es auch für mich weiter nach Zagan - nicht ohne noch die notwendigen Lebensmittel zu kaufen (Kekse und Lech grün).
Freitag früh haben wir das Renngeschoß etwas ausführlicher inpiziert, und siehe da, kleinere Schäden traten in Erscheinung. Das in Recz gewechselte Radlager wackelte schon wieder, in der Lenkerhalterung hatte sich eine Schraube "gelängt", unglücklicherweise war das eine 7er Inbus (Innensechskant) - findet man in deutschen Werkzeugsätzen tausendfach.
Aber hier zeigte mir meine HaFH (ihr wisst schon) was ein richtiger Handwerker ist - Flex raus und den 8er Inbus (Innensechskant) mal kurz auf das richtige Maß geflext - Respekt Herr Schneider.
Dafür habe ich ihm dann einen NEUEN Endschalldämpfer drangeschraubt. Der alte war einfach zu laut, das erschrickt die polnischen Waldtiere.
Ausserdem fehlte da ein ganzer cm zwischen Krümmer und Endtopf.
Abends kam dann Klaus Spörl, der Leiter der O.R.M.S. auf ein Blaulicht vorbei und erklärte uns die Sache mit der Unterhoppfung. Damit uns das nicht passieren konnte, war ab jetzt alle 10 Minuten Team Meeting mit Umtrunk angesagt.
Die Schlussetappe verlief eigentlich wie immer: Die Holländer flogen nur so über den Sand, Olli wurde auf der Etappe sechs mal von dem gleichen Holländer überholt. Im Ziel gab es das obligatorische Gewinner-Bier und als dann der Himmel seine Schleusen öffnen wollte, hat mich meine HaFH hinten auf seine KTM, die mit dem nicht mehr ganz so neuen Endtopf, gepackt und über die Sandpiste ins Camp gebracht. Glücklicherweise hatten wir jeder schon drei Bier, wer weiss was sonst alles hätte passieren können....
Danach gab es auf'm Platz noch ein schönes gemütliches Beisammensein bis zum vorgezogenen Abendessen. Anschließen haute sich Aynchel auf's Ohr (ging pennen) und ich vertrieb mir die Zeit mit Lesen und Lernen. Ab 21:00 Uhr war Siegerehrung angesagt, ich blieb bei den Fahrzeugen. Nachmittags schlichen verdächtig viele Gestalten mit "Einkaufslisten" durch's Camp. Irgendwann in der Nacht fand dann auch Aynchel sein Bett.........
Sonntag früh um sechs schlug meine Stunde - ach wie habe ich mich danach gesehnt. Jeden morgen wurde ich aus meinen Träumen gerissen, aber heute war mein Tag. Frisch ausgeschlafen war es Zeit die Heimreise anzutreten. Nach einem kurzen und guten Frühstück ging es auf die Bahn.
Und in Boleslawiec war es dann soweit: eine gut ausgebaute Ausfallstrasse, leider noch innerhalb der Stadtgrenze, dazu zwei Polizisten, die auch schon ausgeschlafen hatten und so ein sche... Laser Schwert.
Kurz und gut - ich hatte 82 von 50 möglichen Kilometern auf der Uhr - das bedeutet Punkabzug in der B-Note.
Der wirlich nette Polizist stoppt uns, verlangt die üblichen Papiere und geleitet mich zum Einsatzfahrzeug, in dem sein Kollege mit dem großen Schreibblock wartet.
Er erlärte mir kurz die Sachlage, zeigt mir noch das Display der Laser Pistole und nannte den Preis von 300 Zloty sowie 6 Punkten. Irgendwie war ich ihm wohl nicht unsympathisch, oder er hatte einfach nur Mitleid, jedenfalls fragte er ob ich denn Zloty hätte - klar hatte ich noch welche. Prompt gab es den "Barzahlerrabatt" nur 200 Zloty und keine Punkte, und das alles mit Quittung.
Als er die Rechnung so schrieb ging sein Blick zu Aynchel und mir und da kam das verbotene Wort als Frage: Alkohol ?????
Ich doch nicht - aber das hat ihn nicht sonderlich beeindruckt, bei meinem Aussehen kein Wunder (so wie auf dem Avatar - nur gefühlte hundert Jahre älter)
Also schickte er seinen Kollegen nach hinten an sein Fahrzeug, Kofferaum auf, ein Griff hinein, eine leichte Andeutung eines Winkes für mich, und schon durfte ich 3 Sekunden in dieses Ding pusten - zum ersten mal in meinem Leben. Resultat: 0,00 - absolut nüchtern der Kerl........
Rechnung zahlen, unschuldiges Gesicht machen, und dann ganz vorsichtig Richtung Heimat düsen.
Unterwegs haben wir dann Hagens restliche Ausrüstung entladen, Hagen im Krankenhaus besucht und sind gegen 20:35 Uhr wieder in Rösrath gelandet.
Schnell was gegessen und die beginnende Unterhopfung bekämft. Heute früh ist Aynchel gegen 05:30 Uhr Richtung Meddersheim gestartet....
Nach der Rallye ist vor der Rallye - die ersten Pläne für 2010 sind gemacht.......